Leon Eixenberger

Bedeckte Berührung, 2017

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Courtyard // Innenhof

ENGLISH

Sculpture: Ice, blankets

Leon Eixenberger extracts semantic structures from reality and reorganizes them into poetic constellations in the form of sculptural and performative creations. In the garden of the Hamburger Bahnhof, he presents three spherical ice objects covered by blankets. The point of departure for the works is the arrival of a ship in Greece. On May 5, 2017, a small Chinese container ship reached Piraeus Harbor in Greece, a port recently bought by Chinese investors. The ship carried, among other things, glass puppet eyes from Guangzhou, a mass of blind eyes unable to witness their own metaphorical destiny in Greece’s economic and political transformation. At the harbor, their voyage to Piraeus was visible from afar as the dark smoke of the ship rose up towards the horizon. The artist asked workers on the ship to help him collect some of the dark grime from the ship’s exhaust, which is now frozen in the ice objects.

The artist collected some of the objects’ water content from rainwater falling onto the Danone headquarters during a trip to Paris. Danone is a driving force in the global privatization of drinking water sources. Water and Piraeus are therefore both subject to the same phenomenon: the colonization of public property.

The objects contain references to two subtly connected narratives: two out of thousands of stories that touch us. However, their urgency melts away in our hands and our attention fades. The blankets that cover the melting stories can be read as a gesture of at least momentary protection, a process that is slowing down but not stopping their steady disappearance.

With generous support from ICEPERFORMER Berlin

DEUTSCH

Skulpturen: Eis, Decken, Rußpartikel

Leon Eixenberger extrahiert semantische Strukturen aus der Realität und transformiert sie in poetische Konstellationen in Form von skulpturalen und performativen Werken. Im Garten des Hamburger Bahnhofs präsentiert er drei von Decken umhüllte kugelförmige Eisobjekte. Ausgangspunkt ist die Ankunft eines Schiffes in Griechenland: Am 5. Mai 2017 erreicht ein kleines chinesisches Containerschiff, das unter anderem Glasaugen aus Guangzhou für die Verwendung in Puppen geladen hat, den Hafen von Piräus, welcher jüngst von chinesischen Investoren aufgekauft wurde. Eine Anhäufung von blinden Augen, unfähig, ihr eigenes Schicksal in Griechenlands ökonomischer und politischer Umwälzung zu bezeugen. Vom Hafen aus war das Zeichen ihrer Reise nach Piräus von Weitem zu erkennen, als dunkler Rauch des Schiffs, der sich in den Horizont ausdehnte. Der Künstler bat die Arbeiter auf dem Schiff, schwarzen Ruß vom Schornstein des Schiffes abzukratzen. Dieser ist in den Eisobjekten eingefroren.

Das Wasser, aus dem die Objekte gefertigt sind, stammt zum Teil von einer Reise nach Paris, wo der Künstler eine kleine Menge Regen, der auf das Hauptgebäude von Danone gefallen war, eingesammelt hat. Danone ist unter anderem eine treibende Kraft im globalen Wettlauf um die Privatisierung von Trinkwasserquellen. Wasser und Piräus sind so Gegenstand des gleichen Phänomens: der Privatisierung von Gemeingut.

Die Objekte enthalten Bezüge zu zwei unmerklich verbundenen Narrativen. Zwei aus Tausenden von Geschichten, die uns betreffen, berühren. Aber ihre Dringlichkeit schmilzt in unseren Händen dahin, unsere Beachtung für sie schwindet. Die Decken, welche die schmelzenden Geschichten umhüllen, können als Geste einer zumindest temporären Verlangsamung ihrer Auflösung gelesen werden. Ein Moment, das ihr Verschwinden verzögert, aber nicht aufhält.

Mit freundlicher Unterstützung von ICE­PERFORMER Berlin.

Photos
1.-2. Lara Ohl
3. David von Becker