Zwei Zitate seien hier nebeneinander gestellt:
„Die Politik der Antike machte einen klaren Unterschied zwischen zoé und bios, zwischen natürlichem und politischem Leben, zwischen dem Menschen als einfach Lebendem, der seinen Ort im Haus hatte, und dem Menschen als politischem Subjekt, der seinen Ort in der polis hatte. Nun, wir wissen davon nichts mehr. Wir können nicht mehr unterscheiden zwischen bios und zoé, zwischen unserem biologischen Leben als Lebewesen und unserer politischen Existenz, zwischen dem, was nicht mittelbar und stumm ist und dem, was sagbar und mittelbar ist. Wir sind wie Foucault einmal geschrieben hat Tiere, in deren Politik unser Leben als Lebewesen auf dem Spiel steht.“ ¹²
„Die Gegenwart, die ich meine, ist eine, die sich für die(se) Achtung des Besonderen öffnet, die sich abkehrt von der allgemeinen Äquivalenz, ihrer Bewertung vergangener und zukünftiger Zeiten, von der Anhäufung von Antiquitäten und der Konstruktion von Projekten. Keine Kultur hat so sehr wie unsere moderne Kultur in der unablässigen Anhäufung von Archiven und Zukunftsvisionen gelebt. Keine hat Vergangenes und Zukünftiges so sehr vergegenwärtigt, dass sich Gegenwart selbst nicht mehr zu ereignen vermag.“ ³
Dreifach stehen wir Gegenwart gegenüber. Als Zeitgeschichte, als Objekt der Kunst und uns selbst – ungewiss, endlich.
¹ Giorgio Agamben: Mittel ohne Zweck – Noten zur Politik, Diaphanes, Freiburg – Berlin, 2001, S. 116.
² Michel Foucault: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit I, Frankfurt a. M. 1983, S. 171.
³ Jean-Luc Nancy: Äquivalenz der Katastrophen (Nach Fukushima), Diaphanes, Freiburg – Berlin, 2013, S. 57.