22:30 – 22:50

Julian Charrière

On The Edge, 2016

13

Historic Hall // Historische Halle

ENGLISH

Self-generating audio-piece: Computer software, sound samples

Sound design: Constantin Engelmann

Technological advancement has given mankind the illusion of omnipotence. With a battery of gadgets at one’s disposal, an individual is capable of knowing anything, being anywhere or doing anything without so much as leaving the couch. While this ‘God’s view’ grants us the feeling of freedom, under closer inspection it is clear that we are trapped by our own creations and that which brings progress, brings with it a barrage of regression. In this sense, man’s race for progress is itself a trap: a loop in which we appear to be moving forward in one area only to find ourselves at a detrimental loss in another. This is the price which we pay for progress.

A similarly cyclical relationship ties together science and science fiction. Much of sci-fi literature borrows elements of pre-existing technological landscapes and then elaborates on them further, unbound by the infeasibility of implementation. Then, inspired by the uninhibited ideas which emerge from science fiction, the scientific community takes on the challenge to make impractical ideas into realities. This symbiosis is so intricately wound that it is hard to distinguish one thread of thought from the other.

With his sound installation On the Edge, Julian Charrière addresses these paradoxical correlations and dualities. Audio samples of countdowns from different corners of the collective consciousness blur the line between fiction and reality. A random generator using an algorithm based on the Fibonacci spiral selects, distorts, and positions audio from science-fiction movies and historic scientific tests in real-time, creating a sonorous but constantly in flux sonic landscape. The effect is a transcendental experience akin to a psychoactive trip with disorientating stimuli challenging the viewers’ sense of place and self. Waiting for a denouement which will never arrive, Charrière forces listeners to question the ends of each push for progress.

DEUTSCH

Selbstgenerierende Klanginstallation: Computersoftware, Audiosamples

Sounddesign: Constantin Engelmann

Der technologische Fortschritt brachte der Menschheit die Illusion eigener Allmacht. Die Vielzahl der zur Verfügung stehenden Geräte ermöglicht es dem Individuum, alles zu wissen, überall zu sein und alles zu tun, ohne auch nur von der Couch aufstehen zu müssen – sie ermöglicht die Perspektive eines Gottes. Während uns das zunächst ein Gefühl der Freiheit vermittelt, wird bei genauerer Betrachtung ersichtlich, dass wir zugleich in der Falle unserer eigenen Schöpfungen sitzen, denn es wird offensichtlich, dass jeder Fortschritt auch einen gewissen Rückschritt mit sich bringt. In diesem Sinne ist das stetige menschliche Streben nach Fortschritt eine Falle in sich: Eine Endlosschleife, in der wir uns innerhalb eines bestimmten Bereiches nach vorne zu bewegen scheinen, während wir in einem anderen Verluste verzeichnen; dies ist der Preis des Fortschritts.

Eine ähnlich zyklische Beziehung verbindet Wissenschaft und Science-Fiction. Die Fantasiewelt der Science-Fiction basiert auf den Elementen der bereits existierenden technologischen Landschaft und spinnt diese frei von ihrer Realisierbarkeit weiter. Inspiriert von den unbefangenen Ideen der Science-Fiction, stellt die Wissenschaft sich der Herausforderung, diese Ideen umzusetzen. Diese Symbiose ist so eng, dass es schwierig ist, ihre Gedankengänge voneinander zu trennen.

Mit seiner Klanginstallation On the Edge adressiert Julian Charrière diese paradoxen Korrelationen und Dualitäten. Durch die Verwendung von Samples gesprochener Countdowns, die allen Ecken des kollektiven Bewusstseins entstammen – von Science-Fiction-Filmen bis hin zu historischen wissenschaftlichen Tests, die die Grenzen des Möglichen verschoben haben –, verschwimmt die Grenze zwischen Fiktion und Realität. Ein Zufallsgenerator, dessen Algorithmus auf der Fibonacci-Zahlenfolge basiert, wählt in Echtzeit die Audiosamples aus, verzerrt und positioniert sie und kreiert somit eine sich ständig im Wandel befindende Klanglandschaft. Der Effekt ist eine transzendentale Erfahrung, ähnlich der eines psychoaktiven Trips, bei der mittels desorientierender Stimuli die Orts- und Selbstwahrnehmung des Besuchers herausgefordert wird. Auf einen Ausgang wartend, der niemals eintreffen wird, stößt Charrière den*die Besucher*in dazu an, auszuwerten, wohin jeder Vorstoß des Fortschritts wirklich führen mag.