Nina Schuiki

Store, 2017

73

Facade // Fassade

ENGLISH

Intervention
Curtains, electric fans

Gust of Wind
Long, white curtains blow through three open windows of the façade of the Hamburger Bahnhof, manifesting the movements of a light summer breeze and the freedom and openness that fills the building. Nina Schuiki’s Store is a subtle intervention drawing attention to both the present function and the history of the museum building. The title comes from the German term for a common type of semi-transparent window curtain that allows light to enter a space while maintaining opacity from outside. It further references a relation between inside and outside; the facade and the interior space; and the different functions of spaces.

With Store Schuiki engages the eventful history of the building as a reception hall for a train station and its later use as residential housing between 1892 and 1906. Today, the windows for her intervention belong to the office wing of the museum. Her exploration of existing spatial parameters result in a situational intervention: the public identity of the museum space is countered by the privacy and domesticity suggested by the open windows with curtains billowing out. Through the precise placement of everyday objects, Schuiki explores the space in a new manner by undermining its appearance as a museum.

Schuiki creates a poetic in-between space by an apparent gust of wind, and this brings the perception of the building and its usage into focus, at the same time producing a moment of lightness and intimacy. Her curtains dance outside of the window, sometimes more, sometimes less, and their strong, reaching curves constantly draw new forms.

Text: Julia Katharina Thiemann

DEUTSCH

Intervention
Vorhänge, Ventilatoren

Windstoß
Aus drei geöffneten Fenstern an der Fassade des Hamburger Bahnhofs wehen jeweils lange weiße Vorhänge und vermitteln ein Gefühl von Freiheit, Offenheit und einer leichten Sommerbrise, die das Haus erfüllen mag. Die Arbeit Store von Nina Schuiki ist eine feine Intervention, die das Ausstellungshaus in seiner derzeitigen Funktion und seiner Geschichtlichkeit aufgreift und die Wahrnehmung der Besucher hierbei unmerklich und nachhaltig beeinflusst. Der Titel Store als Bezeichnung für einen semi-transparenten Vorhang, der das Licht durchlässt, aber Blicke in den Innenraum abhält, verweist dabei auf das Verhältnis von Innen und Außen, Fassade und Ausstellungsraum sowie auf unterschiedliche Funktionen von Räumen.

Schuiki knüpft mit Store an die wechselvolle Geschichte des Baus an, der dem Bahnhof einst als Empfangsgebäude diente und während einer Phase der Zwischennutzung zwischen 1892 und 1906 sogar bewohnt war. Nun gehören die Fenster, die für diese Installation geöffnet sind, zum Bürotrakt des Museums. Nina Schuikis Erkundung vorhandener Raumparameter mündet hier in die Kreation einer situativen Intervention. Dem öffentlichen Museumsraum wird durch die geöffneten Fenster und die hinauswehenden Vorhänge ein Hauch von Privatsphäre und Intimität entgegengesetzt. Mit dem präzisen Einsatz von Alltagsgegenständen erkundet die Künstlerin nicht nur den Raum neu, sondern verbindet mit dieser Geste auch Fragen nach dem Selbstverständnis musealer Räume.

Mit ihren aus den Fenstern tanzenden Vorhängen, die sich mal mehr, mal weniger stark im Luftzug nach außen wölben und dabei stets neue Formen bilden, erschafft Nina Schuiki einen poetischen Zwischenraum, der unsere Wahrnehmung auf das Gebäude und seine Nutzung lenkt und zugleich einen Moment von Leichtigkeit und Privatheit erschafft.

Text: Julia Katharina Thiemann

Photos
Lara Ohl