Nina Schuiki

Faulenzer, 2017

72

Collection, West Wing // Sammlung, Westflügel

ENGLISH

Sound Installation
Three audio loops, each on 12 inch Vinyl

A: ha - ha (I don’t want my future like this)
B: he - h (I don’t know if there is time)
C: a - ch (I am not sure for your space)

Nuances
Faulenzer is a collection of three audio loops composed from fragments of voice messages the artist received on her mobile phone. Each extracted track from these personal notes is edited as a closed, 1.8 second loop on a vinyl record to be played infinitely on repeat. The vinyl format determines the time interval, sampling endlessly from the same circle etched onto a closed groove of 1.8 seconds in length when played at thirty-three revolutions per minute. The needle of the record player is thus stuck in a time trap, creating an infinitely stretched now. The term ‘Faulenzer’ refers to repetition in musical notation and is also a common term for an ‘idler’ in German. The title of each audio track is a contextual reference to the related text fragment of the phone voice message from which the non-verbal nuances have been taken. Schuiki collects the sibilances produced unconsciously between words that still carry meaning or emotion. These filler sounds made by senders in the gaps of their speech represent an unarticulated form of expression and create a personal level of communication.

At Hamburger Bahnhof, Schuiki places Faulenzer within the permanent collection next to Joseph Beuys’ installation The End of the Twentieth Century (1983), creating a dialogue between the works.

Text: Julia Katharina Thiemann

DEUTSCH

Klanginstallation
3 Audio-Loops, jeweils auf 12-Inch-Vinyl:

A: ha-ha (I don’t want my future like this)
B: he-h (I don’t know if there is time)
C: a-ch (I am not sure for your space)

Zwischentöne
Nina Schuikis Arbeit Faulenzer besteht aus einer dreiteiligen Klangkomposition, die sie aus Sprachnachrichten erstellte, welche sie auf ihrem Smartphone erhalten hatte. Aus den persönlichen Nachrichten extrahierte sie jeweils kurze Sequenzen von 1,8 Sekunden, die sie einzeln auf Schallplatten pressen ließ und nun im Loop abspielt. Die Zeitspanne ergibt sich dabei aus dem Format der Platte, da der Tonabnehmer bei einer Abspielgeschwindigkeit von 33 Umdrehungen pro Minute während 1,8 Sekunden einen geschlossenen Kreis in dem Vinyl beschreibt und sich permanent in Endlosschleife in derselben Rille bewegt. So wird die Nadel des Plattenspielers wie in einer Zeitschleife gehalten, wodurch die Idee eines unendlichen Augenblicks, einer andauernden Gegenwärtigkeit anklingt. Auch die Titel der einzelnen Audio-Loops verweisen durch ihre umgangssprachliche Verwendung von Abbreviaturen in der Notation auf die Wiederholung. Die einzelnen Stücke sind mit den Satzfragmenten der Sprachnachrichten betitelt, denen das Klangmaterial entnommen wurde. Sie bilden dadurch inhaltliche Referenzen zu den nonverbalen Sequenzen, jenen kurzen Geräuschen, die Nina Schuiki für ihre Kompositionen zwischen sinntragenden Worten herausgreift und die beim Sprechen zumeist unwillkürlich und oftmals nicht bewusst produziert werden, aber doch Bedeutungen oder Emotionen transportieren. Diese Zwischenklänge der Sprache stellen eine prä-artikulierende Ausdrucksform dar und bilden eine persönliche, individuelle Ebene der Kommunikation.

Dabei ist Schuikis Faulenzer im Hamburger Bahnhof in unmittelbarer Nähe zu Joseph Beuys’ Installation Das Ende des 20. Jahrhunderts (1983) platziert, wobei der Klang und die Formgebungen ihrer Arbeit mit Beuys’ Setzungen korrespondieren. Ähnlich wie Beuys bildet Nina Schuiki einen Raum der bewussten Wahrnehmung in ihrer speziellen Fokussierung auf einzelne Zwischentöne.

Text: Julia Katharina Thiemann

Photos
1-2. Nina Schuiki
3. David von Becker