ENGLISH
Installation
2 film posters, framed collage
One afternoon when I wandered about without any destination in Berlin, a poster on the wall in a secondhand bookstore drew my attention. It was not flashy, but it had an overwhelming dominance. It was a poster for Akira Kurosawa’s movie Kagemusha. I took a close look at it and understood why the strange piercing eyes of the person printed on the poster had coerced me: the symmetrical design divided his face vertically in the middle. His facial expressions, like a figure in a mirror, created an unreal atmosphere, making me feel as if I had seen a ghost. Leaving the shop, I took care of a few things and went to a certain Asian restaurant as it was getting dark. At this restaurant there was a poster on the wall as well, and I realized that it was also a poster for Kurosawa’s Kagemusha. However, its design was obviously different from the other poster I saw during the day. The figure printed on this poster also gazed at me with piercing eyes, but it gave a lifelike impression. I was attracted by this experience of seeing the same movie’s posters with different designs on the same day.
A few days later, I learned the two posters’ relationship. The first poster with a symmetrical figure was an East German edition, and the poster with lifelike eyes was from West Germany. Strangely enough, now that the Berlin Wall no longer exists, they stare at each other from across the way.
One version of the poster hangs in the Hamburger Bahnhof, the other on the other side of the Berlin-Spandauer shipping channel in the Federal ministry of Economics and Energy, Scharnhorststr. 34-37, 10115 Berlin.
DEUTSCH
Installation
2 Filmplakate
Eines Tages, als ich nachmittags ohne Ziel durch Berlin spazierte, zog das Plakat an der Wand einer Secondhand-Buchhandlung meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war nicht auffällig, aber es hatte eine überwältigende Dominanz. Es war das Plakat zu Akira Kurosawas Film Kagemusha. Ich sah es mir genau an und verstand, warum die seltsamen, eindringlich blickenden Augen der Figur auf dem Plakat mich bezwungen hatten. Die symmetrische Gestaltung des Plakates teilte das Gesicht vertikal in der Mitte. Ähnlich wie eine Figur im Spiegel erzeugte der Gesichtsausdruck eine unwirkliche Atmosphäre, ganz so, als sehe man einen Geist. Nachdem ich den Laden verlassen hatte, erledigte ich ein paar Dinge, und als es dunkel wurde, ging ich in ein asiatisches Restaurant. In diesem Restaurant hing auch ein Poster an der Wand, und ich erkannte, dass es ebenfalls ein Plakat von Kurosawas Kagemusha war. Allerdings war es offensichtlich anders gestaltet als jenes, das ich tagsüber gesehen hatte. Die Figur auf diesem Plakat blickte mich auch mit durchdringenden Augen an, aber es machte einen belebten Eindruck auf mich. Es faszinierte mich, dass ich das gleiche Filmplakat in zwei unterschiedlichen Gestaltungen an ein und demselben Tag zweimal gesehen hatte.
Ein paar Tage später erfuhr ich über die Beziehung, die zwischen diesen beiden Plakaten bestand: Das erste Poster mit dem spiegelsymmetrischen Kämpfer entstammte einer Auflage aus Ostdeutschland, und das Plakat mit dem lebendigen Gesichtsausdruck war eine Ausgabe aus Westdeutschland. Als dieser Film in Deutschland herauskam, waren der Osten und der Westen des Landes noch getrennte Staaten und die Figuren starrten sich in der geteilten Stadt an, ohne sich begegnen zu können. Jetzt, da es die Mauer nicht mehr gibt, hängen sie einander wieder gegenüber.
Eine Version des Posters hängt im Hamburger Bahnhof, die andere jenseits des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Scharnhorststr. 34 – 37, 10115 Berlin.