21:30 – 22:30

Tomás Espinosa & Artúr van Balen

Mi Cuerpo Es Mio / Mein Körper Gehört Mir, 2017

24

Courtyard // Innenhof

ENGLISH

Performance
PVC, lacquer foil

“My body belongs to me and I’ll do with it what I want”, Daniela said as she handed out flowers on the streets of Santa Fé de Bogota. This was her way to make people on the street familiar with the dissolution of gender, to dismantle prejudices and to raise awareness about her reality as a transgender woman. Living as transgender in Colombia, as in other Latin American countries, is not easy. Transgender people have no legal protection. They are not admitted to study and thus have difficulty in finding work. Many are forced into sex work in order to survive.

“My body belongs to me and I do with it what I want” is a simple and immutable truth, a truth that often does not exist in reality. As part of society, we must recognize that the body is also constructed in dialogue with the external world and shaped by the looks of others. These looks are often evil and discriminatory. They are looks that cannot understand or do not want to understand what others want to express. They are looks that do not acknowledge our differences. In finding one’s own identity, one has to deal not only with one’s inner struggle, but also with the normative ideas and ideals of our society. In some cases, this struggle can lead to death. This situation can occur in Bogotá, Berlin or other cities in the world.

For the Festival of Future Nows 2017 ∞, Tomás Espinosa and Artúr van Balen will temporarily transform the exterior of the Hamburger Bahnhof into a scene of ethereal objects. The performers will carry black-painted, inflatable figures across a catwalk in the courtyard of the museum choreographed with light, sound and movement. The enigmatic objects and the performance with elements from vogueing, fetish, fashion and carnival simultaneously emanate seductiveness and menace.

Hamburger Bahnhof is the first stop in a series of future events of this kind. The sculptures will be folded and inflated again for the next action at the Gay Pride in Bogota 2018 in collaboration with the Red Comunitaria Trans (Union of Transgender) to enhance their visibility in the streets of Bogotá.

DEUTSCH

Performance
PVC, Lackfolie

„Mi cuerpo es mio y hago con el lo que yo quiera.“ „Mein Körper gehört mir und ich mache mit ihm, was ich will.“ Das war der Satz, den Daniela sagte, als sie Blumen in den Straßen von Santa Fé in Bogotá austeilte. Es war ihre Art und Weise, die Menschen auf der Straße mit dem Zerfließen von Genderrollen vertraut zu machen, Vorurteile abzubauen und über ihre Realität als Transgender zu sprechen. Das Leben als Transgender in Kolumbien wie in anderen lateinamerikanischen Ländern ist nicht leicht. So haben Transgender keinen gesetzlichen Schutz und kaum Möglichkeiten, Arbeit zu finden oder für ein Studium zugelassen zu werden. Darum sehen sie sich gezwungen, von der sexuellen Arbeit auf der Straße zu leben.

„Mein Körper gehört mir und ich mache mit ihm, was ich will“ ist eine ebenso einfache wie unabänderliche Wahrheit. Eine Wahrheit, die in der Realität oft nicht existiert. Als Teil der Gesellschaft müssen wir erkennen, dass sich der Körper auch im Dialog mit der äußeren Welt konstruiert und durch den Blick der anderen geformt wird. Diese Blicke sind oftmals böse und diskriminierend. Es sind Blicke, die nicht verstehen können oder nicht verstehen wollen, was andere zum Ausdruck bringen möchten. Blicke, die nicht erkennen, dass wir alle verschieden sind. Im Finden der eigenen Identität muss man sich nicht nur mit dem eigenen innerlichen Kampf auseinandersetzen, sondern auch mit den normativen Vorstellungen und Idealen unserer Gesellschaft. In manchen Fällen führt diese Auseinandersetzung sogar bis in den Tod. Diese Situation kann sich in Bogotá ereignen, aber auch in Berlin oder anderen Städten dieser Welt.

Für das Festival of Future Nows 2017 ∞ werden Tomás Espinosa und Artúr van Balen den Außenbereich des Hamburger Bahnhofs temporär in eine Kulisse schwebender Objekte verwandeln. Die Performer*innen werden wie auf einem Laufsteg schwarz lackierte aufblasbare Objekte über den Hof tragen, die zusammengefügt eine überdimensionale Skulptur ergeben. Die Objekte stellen den Betrachter vor ein Rätsel und changieren zwischen Attraktion und Bedrohlichkeit. Die Performance fügt dabei Stilelemente aus dem „Voguing“, dem Fetisch, der Fashion-Szene sowie Elemente des Karnevals zusammen. Der Hamburger Bahnhof bildet die erste Station in einer Reihe von geplanten Aktionen dieser Art. Die Skulpturen werden nach dieser Performance zusammengefaltet und anlässlich der nächsten Aktion bei der Gay-Pride-Parade in Bogotá 2018 in Zusammenarbeit mit der Red Comunitaria Trans (Vereinigung von Transgender) erneut aufgeblasen, um deren Sichtbarkeit in den Straßen von Bogotá zu vergrößern.

Photos
David von Becker